Nach der Aufführung der Missa quia fecit mihi magna am 6. 10. 2019 kam Corona mit Lock-Downs, die Aufführungen verhinderten oder zumindest für Veranstalter das Aufführungsrisiko erhöhten. Der Erfolg der Aufführung der Missa in F am 31. Mai machte Mut, sich an ein größeres Werke zu wagen. Am 3. November war es dann soweit. Die treuen Mitglieder des Zechner-Vokalensembles wurden um die Solisten Barbara Fink, Maria Suntinger, Peter Unger und Oliver Bode ergänzt. Auch Franz Zebinger am Orgelpositiv erhielt Verstärkung von Instrumental-Solisten, die teilweise auf Originalinstrumenten spielten. Der Zeit entsprechend müsste man sagen, der Zucker am Allerheiligenstriezel war, dass Josef M. Döller für die
Leitung der Aufführung des Requiems gewonnen werden konnte und Josef Hofer mit ausgewählten Orgelstücken auf der Zechner-Orgel die Veranstaltung abgerundet hat.
Das Ergebnis hat alle Erwartungen übertroffen. Schon beim ersten Studium der Partitur ist aufgefallen, dass sich hinter Zechners Requiem ein ganz besonderes Juwel verbirgt. Seitens der Sänger wurde bei Proben immer wieder geäußert, wie sehr sie sich auf die Aufführung dieses Werkes freuen. Es ist schade, um nicht zu sagen unverständlich, dass das Werk etwa 250 Jahre in den Archiven des Stifts Lambach gelegen hat. Ein besonders Dank muss daher Peter Unger gelten, der das Werkt dort aufgestöbert hat und auf modernes Notenmaterial gesetzt hat. Das Beeindruckende von Zechners Werk ist die Ausgeglichenheit. So sind etwa alle 5 Hauptteile gleich lang. In jedem Teil kommt eine großartige Fuge vor. Auch hier kann keine Eintönigkeit aufkommen, da die Reihenfolge in der die einzelnen Stimmen in den Fugen einsetzen immer abwechseln. Zechner verzichtet auch nicht auf lautmalerische Effekte, gliedert diese aber in den harmonischen Ablauf ein, ohne dass sie das musikalische Geschehen dominieren.
Nicht zuletzt auch ein Wort zu den von Josef Hofer klug gewählten Orgelstücken, die Zechners Werk an diesem Abend ergänzten. Die Betonung liegt auch hier auf Ergänzung und Wahrung der musikalischen Einheit. Josef Hofers Interpretation der Orgelwerke lässt keinen Zweifel aufkommen, dass die Zechner-Orgel der Marienkirche zu seinen Lieblingsinstrumenten zählt.
Die Marienkirche war fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Als die letzten Takte Requiems verklungen waren, herrschte 20 Sekunden lang Stille – selbst die in dieser Jahreszeit obligatorischen Huster fehlten. Dann brach ein gewaltiger Jubel los. Leider sind die finanziellen und organisatorischen Mittel des Vereins beschränkt, sodass weitere Aufführungen nicht möglich sind. Es bleibt zu hoffen, dass die Veröffentlichung des Konzerts in den Medien es verhindert, dass weitere 250 Jahre bis zur nächsten Aufführung vergehen.